Herausforderungen

«Fee, hast du manchmal auch Lust, dich ganz neuen Herausforderungen zu stellen?»
«Was meinst du damit?»
«Neue Dinge auszuprobieren, etwas, an das du bisher vielleicht noch nicht einmal gedacht hast. Nichts Gefährliches oder Verrücktes, einfach etwas normal anderes. »
«Nein.»
«Warum nicht? Hast du keine Lust, hast du Angst, oder bist du etwa einfach zu faul?»
«Nein.»
«Was dann?»
«Meine Möglichkeiten sind stark begrenzt.»
«Wieso sind deine Möglichkeiten stark begrenzt?»
«Wenn ich auf dem Dach bin, sehe ich beispielsweise den Wald, aber ich kann da nicht hin, oder ich sehe deinen Zaubergarten, aber auch da kann ich nicht hin.»
«Fee, ich sehe auch den Mond und kann da nicht hin, und die Sterne und kann da auch nicht hin. Was also hat den der Wald oder mein Garten mit neuen Herausforderungen zu tun?»
«Da sähe ich eben schon Herausforderungspotential. Ich könnte mal Mäuse fangen, auf Bäume klettern, nachts im Wald rumstreunen...»
«Fee, du weisst, dass das nicht geht, bei dem Verkehr rund ums Haus. Du musst deine Herausforderungen im Rahmen deiner Möglichkeiten suchen.»
«Dann nein.»
«Lass uns was miteinander machen. Wir könnten zusammen High Five oder Ghettofaust üben. Ich habe das schon gesehen, das ist lustig.»
«Nein.»
«Warum denn nicht? Bis Weihnachten schaffst du das, und wir könnten das Kunststück der Familie vorführen.»
«Was du schon als Kunststück bezeichnest! Ausserdem brauche ich kein halbes Jahr um High Five und Ghettofaust zu beherrschen.»
 «Drei Monate, Fee, nur noch drei Monate.»
«Und wenn’s drei Tage wären. Du zeigst es mir einmal, und wir machen das.»
«Super, also los! High Five
!»
«Nö, keine Lust.»
«Du sagtest doch, ich muss es dir einmal zeigen und dann
»
«Das war rein hypothetisch gemeint.»
«Du willst mich nur strafen, weil du nicht in den Wald kannst.»
«Nein, ich sehe nur keine Herausforderung darin, meine Pfote gegen deine zu klatschen.»
«Ich habe Hände, und du bist eine Katze. Eine Katze die zum High Five geben dressiert wurde und das dann auch macht, ist doch super cool.»
«Ja, ich bin eine Katze. Aber mit eigener Persönlichkeit, ein selbst bestimmtes Wesen, ein charakterstarkes Individuum, ich lasse mich nicht dressieren.»
«Ach, es wäre doch nur so zum Spass, nichts mit Willen aufzwingen oder so.»
«Also gut, lass mich in den Garten gehen, ich werde dann über die Frage nachdenken.»
«Sobald du im Garten wärst, hättest du die Frage vergessen, also vergiss es.»
«Was jetzt? Den Garten oder die Frage?»
«Beides Fee, beides.»