Winterliche Morgenroutine

Kaum hat Fee den letzten Bissen Futter verdrückt, steht sie miauend vor dem Fenster und will raus. Häxli hat noch keinen Schluck von ihrem überlebensnotwendigen Morgenkaffee getrunken.
„Fee, willst du raus?“
„Was glaubst du denn, warum ich vor dem Fenster stehe?“
„Es ist aber nass und kalt draussen.“
„Das sehe ich dann selber. Mach auf.“
Häxli lässt Fee raus, setzt sich hin, beginnt die Tagesnachrichten zu lesen und nimmt den ersten Schluck Kaffee. Fee kratzt am Fenster, will rein.
„Siehst du Fee, ich sagte doch, dass es unwirtlich ist draussen.“
Häxli setzt sich wieder, will sich erneut den Tagesnachrichten widmen, da miaut es am Fenster, Fee will wieder raus.
„Aber Fee, du warst doch eben erst draussen. Es ist immer noch dasselbe Wetter wie gerade eben.“
Häxli öffnet das Fenster, Fee bleibt am offenen Fenster stehen und überlegt sich minutenlang, ob sie wirklich raus will, und entscheidet sich dann dagegen.  Häxli setzt sich wieder hin und trinkt den zweiten Schluck Kaffee. Da miaut es wieder. Fee will jetzt doch raus. Häxli steht auf, schiebt das Fenster auf, Fee stolziert nach draussen. Häxli will sich gerade wieder hinsetzen, als sie ein Klopfen hört. Es ist Fee. Wieder drinnen rennt sie zum Wassernapf, läpplet ein wenig Wasser, derweil Häxli den ersten Absatz der Tagesnachrichten zum zweiten Mal zu lesen beginnt und den dritten Schluck Kaffee zu sich nimmt. Es klopft wieder am Fenster, diesmal von innen. Häxli steht auf, macht das Fenster auf, Fee schlüpft raus. Häxli setzt sich wieder, geniesst den vierten Schluck und den ganzen Rest des Kaffees, liest in Ruhe - das vorwurfsvolle Miauen von draussen ignorierend - den Artikel zu Ende. Dann steht sie auf, geht zum Fenster, schiebt die Türe einen Spalt weit auf, Fee stürmt herein.
„Jöö Fee, willst du herein? Ich habe dich gar nicht gehört. Wie ist das Wetter draussen? Du bist ja ganz feucht.“
„Es ist kalt und nass. Während du hier drinnen gemütlich am Trockenen sitzt, könnte ich draussen erfrieren.“
„Fee, ich sagte doch, es ist garstig draussen.“
„Warum lässt du mich dann raus? Unverantwortlich ist das. Ich gehe jetzt ins Körbchen und wärme mich auf, sonst habe ich morgen Hals.“
Häxli startet die Kaffeemaschine neu, der zweite Kaffee fliesst durch. Der ruhige Teil des Morgens kann beginnen.